Grünwaldt / Pastviny

Grünwaldt lag auf dem Hauptkamm des Erzgebirges direkt ander Böhmisch-Sächsischen Grenze in der Nähe des Ortes Moldau im Kreis Teplitz und existiert heute nicht mehr. Folgende Links liefern interssante Informationen zu dem Ort: @wikipedia, @boehmisches-erzgebirge.cz, @zanikleobce.cz, @gruenwald.webpark.cz . 

 

In unmittelbarer Nähe von Grünwald führten alte Handelswege und später eine wichtige Eisenbahnstrecke zwischen Sachsen und Böhmen vorbei. Ein Chronik der Nachbargemeinde Zinnwald gibt sehr gut Auskunft über geschichtliche und Naturereignisse auch für Grünwald.

Ahnenforschung um Grünwald ist vergleichsweise einfach, nach- dem die Kirchenbücher digital, online und kostenlos zur Verfügung stehen. Rechts findet sich eine Karte der Kirchenbücher der Gegend.


Ich kann die Informationen der oben verlinkten Seiten wie folgt ergänzen:

1652: die "Seelenliste" (= Verzeichniss der Untertanen nach dem Glauben) von Grünwald und Umgebung ist im Nationalarchiv in Prag nicht aufzufinden (Stand März 2014). Auch nicht unter der Herrschaft von Liebshausen.

1654: In der Berni Rula (Steuerliste) sind für Grünwald 21 Haushalte von Bauern sowie 4 Haushalte von Häuslern/Dörflern aufgeführt. Diese besitzen z.B. 26 Ziegen, 9 Schweine, 2 Schafe und 187 Kühe. Ich habe mit tatkräftiger Unterstützung einer engagierten Ahnenforscherin aus Wien eine Abschrift der Namen erzeugt und stelle diese hier für private Ahnenforschung ohne Gewähr bereit.

Berni Rula - Kreis Leitmeritz - Seite 311
Berni Rula - Seite 311
140305 Abschrift 311-314.pdf
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Ca. 1666: Flucht oder Vertreibung vieler Bewohner aus Grünwald aus religösen Gründen.  Hintergrund: Im Jahr 1620 unterliegt das seit etwa 200 Jahren protestantische Böhmen der katholischen Liga in der Schlacht am Weißen Berg. Es setzt eine Rekatholisierung ein, welche sich auf den Höhen des Erzgebirges mehr oder weniger viele Jahrzehnte hinzieht. Viele Bewohner fliehen zweitweise oder für immer über die Grenze in das nahe protestantische Sachsen; sie werden als Exulanten bezeichnet. Ein Höhepunkt dieser Auswanderung scheint zwischen 1655 und 1670 zu liegen. Folgende Informationen konnte ich bisher darüber zusammentragen:

  • Johann Gottfried Sommer führt 1833 an, dass in der Pfarrei Moldau (in der Grünwald "eingepfarrt" war) zwischen 1608 und 1624 acht protestantische Prediger angestellt waren. Von 1644 bis 1670 sei die Pfarrei von Osseg aus verwaltet worden, ab 1670 wieder ein (katholischer) Pfarrer vor Ort gewesen. [Das Köngigreich Böhmen statistisch-topographisch dargestellt, Bd 1 Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, Salvesche Buchhandlung, S. 72].
  • Die voranstehende Information wird dadurch untermauert, dass erst ab 1667 (katholische) Kirchenbücher von Moldau und Umgebung vorliegen [Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Kirchenbuch 117-2 ff.] Über den Verbleib der Kirchenbücher von vor 1667 konnte ich noch keine Informationen ausfindig machen.
  • In der Bergmannschen Exulantenliste (ca. 1900) finden sich über 70 nach Sachsen ausgewanderte, ehemalige Bewohner von Grünwald, z.B. ein Andreas Rudolph , der sich 1667 im nahen sächsichen Voigtsdorf b. Sayda aufhielt und ein Gütel angekauft hat; identische Daten finden sich für die Gebrüder Christoph und Georg Rudolph. Und schon 1629 wird Christophorus Rudolph, (Sohn des Jacob Rudolph aus Grünwald) im sächsichen Nassau b. Frauenstein getauft; der Pate Caspar Beer ist aus Motzdorf in Böhmen (3 km von Grünwald).
  • Wulf Wäntig verweist auf einen Bericht der Bewohner des sächsischen Holzhau (3 km von Grünwald entfernt)  von 1667, dass "die böhmischen untertanen zu Grünwald mit gewalt zur kirche und communion von denen catholicen gezwungen wurden, und darauf ausgewichen wären" [S. 569]. Und "in königreich Böheim und sonderlich an denen benachbarten grenzen etzliche pfaffen angelangt wären, welche stark reformierten" sowie dass "zwei geistliche nach Mulda geschicket, um die untertanere in der catholischen religion zu informieren, und dass darauf selbsige in ziemlicher menge entwichen sind" [S. 567] in [Grenzerfahrungen, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz, 2007].
  • Auch bei ihff.de findet sich eine gute Übersicht zu Exulanten